Hilfe bei Angst vor Corona

Was kann ich machen, wenn ich als Erwachsener große Angst vor Corona und den Auswirkungen habe? Lesen Sie hier, welchen Rat André Ullert, Analytischer Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut i.A., für Sie hat.

Die allgegenwärtige Präsenz einer möglichen Ansteckung mit dem CoVid-19-Erreger lässt gerade viele Unsicherheiten und auch Angst aufkommen. Die Angst vor Erkrankung führt manchmal zu einem Gedankenkarussell, aus dem man nur schwer wieder aussteigen kann, wenn sich der Kopf einmal in diese Richtung fokussiert hat.

Aktuell hört, liest, sieht man überall Meldungen und Meinungen über das Coronavirus. Ein "Zuviel" kann aber auch zu einer Aufmerksamkeitsverzerrung führen. Wir verarbeiten dann schlimme Nachrichten, indem wir unsere Konzentration verstärkt darauf richten und uns nicht mehr davon ablenken können.

Die Folgen von Überreaktionen

Angst ist ein wichtiger Überlebensmechanismus und kann zu sinnvollen Vorsichtsmaßnahmen führen. Sie kann aber auch zu Überreaktionen verleiten – und zwar in zwei unterschiedliche Richtungen. Einerseits kann Angst Hysterie und Panik fördern – dann steht man unter Dauerstress, hat Schlafstörungen, ist gereizt und schwächt sein Immunsystem. Hier fällt das so wichtige Bauchgefühl aus, was uns bei komplexen Entscheidungen unterstützt. Andererseits kann Angst Verdrängung und Verharmlosung fördern - dann vermutet man vielleicht einen Coup der Pharmaindustrie oder vertraut auf krude Tipps wie "Knoblauch gegen Coronavirus". Schutzmaßnahmen gegen Ansteckung werden dann als nebensächlich abgetan. Man macht einfach weiter wie bisher und gefährdet sich und andere.

Was können Sie also tun?

1. Die Balance wahren

Jenseits der aktuellen, sehr einschneidenden Maßnahmen, wirkt das Coronavirus auf uns auch deshalb so verstörend, weil es neu und fremd ist. An andere Risiken haben wir uns bereits gewöhnt, wie z.B. die jährlichen Grippewellen oder die Gefahren im Straßenverkehr. Auch wenn es nicht hilft zu verharmlosen, kann es gut sein, sich bewusst zu machen, dass der allerallergrößte Teil der Bevölkerung von einer Erkrankung nichts zu befürchten hat.

Und bedenken Sie: Es gibt immer unsichere und unwägbare Situationen im Leben. Wenn wir dies akzeptieren, können wir besser damit umgehen, anstatt unsere Energie ins Angst-Verdrängen zu investieren.

2. Unsicherheit abbauen bzw. akzeptieren

Im Fall von COVID-19 sind viele verleitet Nachrichten und soziale Medien ständig zu beobachten, was die Anspannung enorm erhöht – und nur scheinbare Sicherheit bringt, wenn überhaupt. Wenn Sie also sehr besorgt sind, schalten Sie automatische Benachrichtigungen und Updates zu dem Thema aus. Prüfen Sie stattdessen in größeren Abständen verlässliche, neutrale Informationsquellen über COVID-19, bspw. über das Robert-Koch-Institut oder der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Wissen kann beruhigend sein, wenn es auf Fakten basiert. Es ist häufig die Unerträglichkeit der Unsicherheit, die zu Angstzuständen führt, und nicht die Angst vor der Krankheit selbst.

3. Schutzmaßnahmen treffen

Oft wissen wir, was uns schützen kann, sind jedoch so mit unserem Schreck beschäftigt, dass wir das Naheliegende nicht tun. Konzentrieren Sie sich auf sinnvolle Vorsichtsmaßnahmen, die momentan überall zu finden sind (Händewaschen, in die Armbeuge husten, persönliche Kontakte reduzieren, Krankheitssymptome bei sich und anderen ernst nehmen, usw.)

Wenn Sie die empfohlenen Maßnahmen umsetzen, schützen Sie sich selbst und andere und erfüllen einen wichtigen Grundsatz des sorgsamen Miteinanders.

4. In Kontakt bleiben

Schotten Sie sich nicht ab. Persönliche Bindung ist essentiell, um den Überblick zu bewahren, die Laune zu verbessern und uns von belastenden Sorgen abzulenken. Selbst bei auferlegter Isolation ist es möglich und wichtig, Einsamkeit zu verhindern und weiter zu reden. Nutzen Sie dafür das Telefon und andere Medien oder treffen Sie sich in einem verantwortbaren Rahmen mit einzelnen Freunden und Verwandten.

5. Beruhigen Sie sich selbst

Konzentrieren Sie sich auf Ihren Körper und lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf sich selbst. Atmen Sie langsam und tief ein und aus. Zählen Sie langsam und konzentriert von 100 rückwärts. Richten Sie sich Zeit ein, um einfache Sportübungen zu machen, zum Beispiel Yoga. Gehen Sie spazieren, falls dies weiterhin erlaubt ist. All das hilft dabei, mit Ihren Gedanken bei sich zu sein und den angstmachenden Gedankenstrom zu unterbreche